Eltern mit Kleinkindern 8 Julia Schuster Mai 6, 2025
Erziehung ist so individuell wie jede Familie selbst. Dennoch lassen sich verschiedene Erziehungsstile erkennen, die auf bestimmten Haltungen und Methoden beruhen. Sie prägen nicht nur den Alltag mit unseren Kindern, sondern auch deren emotionale, soziale und geistige Entwicklung. In diesem Artikel werfen wir einen verständlichen Blick auf die bekanntesten Erziehungsstile – und helfen dir herauszufinden, welcher Weg zu dir und deinem Kind passt.
Merkmale: strenge Regeln, Kontrolle, wenig Mitspracherecht für das Kind
Ziel: Gehorsam und Disziplin
Vorteile: Klare Strukturen und Orientierung
Nachteile: Geringe Selbstständigkeit, Angst vor Fehlern, wenig emotionale Nähe
Kinder, die autoritär erzogen werden, funktionieren meist gut in geregelten Strukturen – entwickeln aber oft Unsicherheiten und ein schwaches Selbstwertgefühl. Diese Kinder orientieren sich häufig stark an äußeren Vorgaben, tun sich aber schwer damit, eigene Entscheidungen zu treffen oder für ihre Bedürfnisse einzustehen.
Merkmale: einseitige Entscheidungen der Eltern, keine Diskussion
Ziel: Disziplin und Autoritätsgläubigkeit
Vorteile: Strukturierter Alltag
Nachteile: emotionale Distanz, fehlende Selbstbestimmung
Dieser Stil gilt als überholt – er ähnelt dem autoritären Stil, geht aber noch weiter, indem Eltern keine Rücksicht auf Bedürfnisse nehmen. Das kann dazu führen, dass Kinder sich emotional zurückziehen oder rebellisch reagieren, weil ihre Gefühle und Wünsche dauerhaft unterdrückt werden.
Merkmale: bewusster Verzicht auf Kontrolle, Kind entscheidet selbst
Ziel: absolute Freiheit zur Selbstverwirklichung
Vorteile: Förderung von Individualität und Kreativität
Nachteile: Konflikte mit sozialen Normen, mangelnde Frustrationstoleranz
Der antiautoritäre Ansatz war vor allem in den 1960er-Jahren beliebt. Heute wird er oft kritisch betrachtet, da Kinder Orientierung und Führung benötigen. Ohne klare Grenzen fehlt vielen Kindern die nötige Sicherheit, um sich gesund und stabil zu entwickeln.
Merkmale: kaum Regeln, große Entscheidungsfreiheit
Ziel: Förderung von Kreativität und Selbstentfaltung
Vorteile: Kinder lernen, selbstbestimmt zu handeln
Nachteile: Unsicherheit durch fehlende Grenzen, soziale Konflikte
Kinder brauchen Orientierung. Fehlen klare Strukturen, kann das zu Überforderung führen. Sie wissen dann oft nicht, woran sie sich halten sollen, und fühlen sich in ihrer Freiheit alleingelassen. Das kann Unsicherheit, Unruhe und ein mangelndes Gefühl von Geborgenheit zur Folge haben.
Merkmale: sehr nachgiebig, kaum Regeln, Eltern wollen geliebt werden
Ziel: Harmonie um jeden Preis
Vorteile: Nähe und Offenheit
Nachteile: Grenzen fehlen, Kinder übernehmen früh zu viel Verantwortung
Permissive Eltern handeln oft aus Angst vor Konflikten – was langfristig zu Unsicherheiten bei Kindern führen kann. Denn ohne klare Regeln fehlt den Kindern eine verlässliche Orientierung, an der sie ihr Verhalten ausrichten können.
Merkmale: Eltern und Kinder auf Augenhöhe, gleichberechtigte Entscheidungen
Ziel: echte Gleichberechtigung
Vorteile: Stärkung der sozialen Fähigkeiten, demokratisches Miteinander
Nachteile: Rollenkonflikte, Überforderung bei Entscheidungen
Diese moderne Herangehensweise setzt auf absolute Gleichstellung – was im Familienalltag jedoch nicht immer umsetzbar ist. Kinder benötigen in vielen Situationen noch klare Führung und Entscheidungen von Erwachsenen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Merkmale: respektvoller Dialog, Mitsprache, gemeinsame Entscheidungen
Ziel: Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein
Vorteile: Starke Bindung, gute Problemlösekompetenzen, Selbstvertrauen
Nachteile: Erfordert viel Zeit und Geduld
Demokratisch erzogene Kinder lernen, ihre Meinung zu äußern und Verantwortung zu übernehmen. Sie sind häufig sozial kompetent und ausgeglichen. Gleichzeitig entwickeln sie ein gesundes Selbstbewusstsein und fühlen sich in ihrer Familie ernst genommen und wertgeschätzt.
Merkmale: liebevolle Konsequenz, klare Regeln und emotionale Wärme
Ziel: Förderung von Reife, Selbstkontrolle und Verantwortungsbewusstsein
Vorteile: Hohe soziale Kompetenz, Selbstvertrauen, starke Eltern-Kind-Bindung
Nachteile: Erfordert klare Werte und konsequentes Handeln
Der autoritative Stil gilt heute als besonders förderlich. Kinder erleben sowohl Struktur als auch Zuwendung – eine ideale Kombination. Sie wissen, woran sie sind, und fühlen sich gleichzeitig gesehen und verstanden. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben.
Den richtigen Erziehungsstil für sich und das eigene Kind zu finden, ist eine individuelle Reise. Es gibt nicht den einen perfekten Weg – vielmehr kommt es darauf an, was zu deiner Persönlichkeit, deinen Werten und den Bedürfnissen deines Kindes passt. Überlege dir zum Beispiel: Wie viel Struktur braucht mein Kind? Wie gehe ich mit Konflikten um? Wie wichtig ist mir Mitbestimmung im Alltag? Und welche Werte möchte ich meinem Kind mitgeben? Viele Eltern bewegen sich übrigens ganz natürlich zwischen mehreren Erziehungsstilen – und das ist völlig in Ordnung. Der Familienalltag ist dynamisch und fordert mal klare Regeln, ein anderes Mal offenes Zuhören. Entscheidend ist, dass du deinen Weg bewusst gehst und offen bleibst für Veränderung und Weiterentwicklung.
Tipp: Wenn du nicht weißt, welcher Erziehungsstil zu dir und deinem Kind passt, kann die „Da! Für Eltern“ Erziehungsberatung dir weiterhelfen.
Der gewählte Erziehungsstil hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung deines Kindes. Er prägt nicht nur das Verhalten im Alltag, sondern auch tiefere Ebenen wie das Selbstwertgefühl, die emotionale Stabilität und die sozialen Fähigkeiten. Kinder, die ernst genommen und in Entscheidungen einbezogen werden, entwickeln ein gesundes Ich-Gefühl und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ein liebevoll-konsequentes Umfeld gibt ihnen Sicherheit und Orientierung, während sie gleichzeitig lernen, mit Herausforderungen umzugehen. Auch ihre Lern- und Leistungsbereitschaft wird durch eine unterstützende Erziehung positiv beeinflusst. Wichtig ist dabei nicht, perfekt zu sein, sondern liebevoll, aufmerksam und bereit, gemeinsam mit dem Kind zu wachsen.
Elternsein ist ein kontinuierlicher Lernprozess, in dem es weniger darum geht, perfekt zu handeln, sondern vielmehr darum, bewusst, liebevoll und flexibel zu erziehen. Jeder Erziehungsstil bringt bestimmte Chancen und Herausforderungen mit sich – entscheidend ist, dass er zu dir, deinem Kind und eurer Familiensituation passt. Kinder brauchen vor allem eines: eine verlässliche Beziehung zu ihren Bezugspersonen. Sie benötigen klare Orientierung ebenso wie emotionale Nähe, Raum für eigene Entscheidungen und das Gefühl, ernst genommen zu werden. Dabei ist es ganz normal, sich im Alltag zwischen verschiedenen Erziehungsstilen zu bewegen. Wichtig ist, dass du als Mutter oder Vater reflektierst, was dein Kind gerade braucht, und bereit bist, dich weiterzuentwickeln. Mit Achtsamkeit, Empathie und Offenheit findest du den Weg, der für deine Familie am besten funktioniert – und stärkst damit langfristig die Entwicklung, das Selbstvertrauen und die Lebensfreude deines Kindes.
Lesetipp: Die Bindung zum Kind stärken: Nähe, die ein Leben lang trägt
Wir sind ein Autorenteam das Sie mit den Inhalten versorgen möchte welches Sie in dieser wichtigen Phase des Lebens bewegen. Wir sind für sie daher und zwar hautnah! 🙂
Schreiben Sie uns was Sie Wissen möchten und abonnieren Sie ihren personalisierten Newsletter.
Please login or subscribe to continue.
No account? Register | Lost password
✖Are you sure you want to cancel your subscription? You will lose your Premium access and stored playlists.
✖