Entwicklung von Babys 4 Nadine Hell April 10, 2025
Dein Einjähriger sitzt am Tisch, grinst frech – und wirft genüsslich eine Handvoll Nudeln durch die Luft. Was geht bloß in diesem kleinen Kopf vor? Die ehrliche Antwort: gar nicht so viel – und gleichzeitig unglaublich viel. Er denkt nicht „Jetzt ärgere ich Mama“, sondern: „Wie spannend ist das denn hier bitte?!“
Wir Erwachsenen basteln uns gerne Geschichten zusammen, wie in „Kuck mal, wer da spricht!“. Aber was wirklich in den Köpfen unserer Kleinsten vorgeht, ist mindestens genauso faszinierend – nur eben anders. Und genau darum dreht sich dieser Artikel: Was macht das kindliche Gehirn eigentlich in den ersten Jahren? Was brauchen Kinder wirklich? Und wie kannst du sie in ihrer Entwicklung liebevoll und gelassen begleiten?
Wenn ein Baby geboren wird, bringt es Milliarden von Nervenzellen mit – weit mehr als ein Erwachsener! Aber diese Zellen sind anfangs kaum miteinander verbunden. Erst durch Erleben, Spüren, Probieren entsteht ein Netzwerk. Stell dir das wie ein riesiges Straßennetz vor, das sich jeden Tag ein bisschen weiter ausbaut. Jedes Mal, wenn dein Baby etwas Neues entdeckt, legt es eine Verbindung – eine neuronale Autobahn der Erfahrung.
Das bedeutet auch: Kleinkinder können in den ersten drei Lebensjahren vieles noch nicht „mit Absicht“ tun. Sie testen nicht, wie weit sie gehen können. Sie lernen. Alles, was sie tun, tun sie mit ihren Sinnen – mit Haut, Auge, Ohr und Bauchgefühl.
Hast du dich schon mal gewundert, warum dein Baby beim Greifen, Drehen oder Krabbeln so grantig sein kann? Weil es Hochleistungssport betreibt! Lernen ist anstrengend. Und wie wir Erwachsenen manchmal maulig sind, wenn etwas nicht gleich klappt – so geht’s deinem Kind auch.
Ein Paradebeispiel: das Laufenlernen. Stell dir vor, du versuchst den ganzen Tag, dich irgendwo hochzuziehen, wackelst ein paar Schritte – und plumps, schon wieder am Boden. Frustrierend, oder? Und trotzdem übt dein Kind weiter. Immer wieder. Diese Ausdauer ist Gold wert. Denn Bewegung verknüpft Nerven. Sie hilft deinem Kind, sich selbst wahrzunehmen und seine Umwelt zu begreifen.
Der renommierte Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther bringt es auf den Punkt: Kinder lernen durch Erfahrung – und durch Bewegung. Und wer in jungen Jahren klettert, springt oder balanciert, trainiert nicht nur seine Muskeln, sondern legt damit auch Grundlagen fürs logische Denken. Sogar Mathe kann davon profitieren!
Wenn deine 18 Monate alte Tochter zum x-ten Mal alleine die Treppe hochklettert, obwohl du es ihr verboten hast, steckt dahinter kein Trotz. Sie versteht „Nein“ noch nicht so, wie wir es meinen. Sie kennt auch die Gefahren nicht.
Kinder in diesem Alter orientieren sich stark an Mimik, Tonfall und Gestik. Wenn du ruhig und konsequent bleibst – und sie dabei körperlich sicher begleitest – wird sie mit der Zeit begreifen: „Das ist gefährlich.“ Aber dafür braucht sie Wiederholungen. Und deine Geduld.
Willkommen in der sogenannten Autonomiephase – auch bekannt als Trotzphase. Sie beginnt meist zwischen 18 Monaten und zwei Jahren. In dieser Zeit merkt dein Kind: Ich bin ein eigenständiger Mensch! Ich kann entscheiden!
Diese Erkenntnis ist überwältigend – und manchmal auch beängstigend. Deshalb reagieren Kinder in dieser Phase oft mit heftigen Gefühlsausbrüchen. Nein, sie machen das nicht aus Berechnung. Sie können sich in solchen Momenten einfach nicht kontrollieren.
Das kann im Supermarkt schon mal in einem Wutanfall gipfeln, nur weil du mit dem Einkaufswagen rechts statt links gefahren bist. Klingt absurd? Ist aber völlig normal. Und für dein Kind gerade der Weltuntergang.
Was hilft? Ruhig bleiben. Präsenz zeigen. Und daran denken: Dein Kind ist gerade nicht gegen dich – es kämpft mit sich selbst. Diese Phasen gehen vorbei. Versprochen!
Die wichtigste Grundlage für Entwicklung ist Sicherheit. Kinder brauchen eine feste Bezugsperson – jemanden, der tröstet, wenn es stürmt, und feiert, wenn es klappt. So entsteht Urvertrauen – das Fundament fürs ganze Leben.
Laut Prof. Hüther haben Kinder zwei Grundbedürfnisse:
Zugehörigkeit – das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Wirksamkeit – der Wunsch, etwas zu bewirken, selbst etwas zu schaffen.
Deshalb ist freies Spiel so wichtig. Kinder brauchen Räume, in denen sie entdecken dürfen. Eine aufgeräumte Wohnung ist da gar nicht nötig – Schubladen, Kissenberge und Töpfe reichen völlig aus. Nudeln ausräumen? Prima Sinneserfahrung!
Weniger ist manchmal mehr. Ein voller Kalender, ständiger Trubel oder Dauerbespaßung überfordern kleine Kinder schnell. Ihr Gehirn kann die vielen Eindrücke nicht mehr filtern – und blockiert. Dann geht nichts mehr rein.
Auch Fernsehen gehört für Kinder unter drei Jahren nicht zum Alltag. Die schnellen Bilder, die ständigen Reize – das überfordert das junge Gehirn. Und es lernt dabei kaum etwas. Draußen im Matsch wühlen bringt da viel mehr!
Dein Kind bringt von Anfang an alles mit, was es zum Wachsen braucht: Neugier, Begeisterung, Lernlust. Was es von dir braucht? Liebe. Vertrauen. Und die Freiheit, die Welt selbst zu entdecken.
Also: Mach dich locker. Lass dein Kind machen. Sei da, wenn’s Hilfe braucht. Und freu dich an den kleinen großen Schritten. Wenn du dabei selbst wieder ein bisschen Kind wirst – umso schöner!
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Aufwachsen Baby lernen Welt entdecken
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