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Trotzphase bewältigen: Mit Verständnis und Liebe durch die stürmische Zeit

Die Trotzphase gehört für viele Eltern zu den herausforderndsten Zeiten im Familienleben. Wutausbrüche im Supermarkt, lautstarke „Nein!“s beim Zähneputzen und Tränen beim Anziehen – all das kann Eltern zur Verzweiflung bringen. Doch die gute Nachricht ist: Trotz ist normal – und sogar wichtig. In diesem Artikel erfährst du, warum die Trotzphase entsteht, was sie bedeutet und wie du liebevoll und wirksam damit umgehen kannst.

Wann beginnt die Trotzphase – und wie lange dauert sie?

Die sogenannte Trotzphase, auch Autonomiephase genannt, beginnt meist im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren. Sie erreicht ihren Höhepunkt um den dritten Geburtstag und klingt häufig mit etwa fünf Jahren wieder ab. Jedes Kind entwickelt sich individuell – manche Kinder starten früher, andere zeigen weniger offensichtliche Trotzreaktionen.

Was ist Trotz – und warum sind Kinder trotzig?

Trotz ist kein „schlechtes“ Verhalten, sondern ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Kinder trotzen, zeigen sie, dass sie einen eigenen Willen entwickeln und lernen möchten, selbstständig zu entscheiden. Das ist essenziell, um später ein selbstbewusster, unabhängiger Mensch zu werden.

Kinder zeigen trotziges Verhalten, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse durchsetzen wollen und sich mehr Entscheidungsfreiheit wünschen. Oft fehlt ihnen noch die Fähigkeit, mit Frustration umzugehen – sie wissen nicht, wie sie mit Enttäuschung oder Ablehnung fertigwerden sollen. In manchen Situationen sind sie auch einfach emotional überfordert, etwa wenn zu viele Eindrücke auf sie einwirken oder sie sich unverstanden fühlen.

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Welche Verhaltensweisen zeigen Kinder in der Trotzphase?

Kinder drücken ihren Trotz ganz unterschiedlich aus. Zu den häufigsten Verhaltensweisen gehören:

  • Schreien, Weinen, Kreischen
  • Auf-den-Boden-Werfen
  • Dinge werfen oder kaputt machen
  • Ablehnung von Hilfe („Ich will das allein machen!“)
  • Aggressives Verhalten wie Hauen oder Beißen
  • Rückzug oder Schmollen

Diese Reaktionen wirken für Erwachsene irrational – für Kinder sind sie aber der Ausdruck intensiver Gefühle, mit denen sie noch nicht umzugehen wissen.

Was löst Wutanfälle aus?

Wutanfälle bei Kindern können viele verschiedene Auslöser haben – oft sind sie für die Eltern kaum nachvollziehbar. Ein falsch geschnittener Apfel, die unerwartete Hilfe beim Anziehen oder der falsche Trinkbecher können genügen, um heftige Gefühle auszulösen. Dahinter steckt meist das Gefühl, keine Kontrolle über die Situation zu haben. Auch Übergänge wie das Ende der Spielzeit oder das Zubettgehen können Frust auslösen, ebenso wie Hunger, Müdigkeit oder eine Reizüberflutung. Kinder geraten dann schnell an ihre emotionalen Grenzen – und zeigen das mit lautem Protest, weil sie es noch nicht anders ausdrücken können.

Warum ist die Trotzphase so wichtig?

Die Trotzphase ist ein bedeutender Abschnitt in der kindlichen Entwicklung, denn in dieser Zeit lernen Kinder, ihren eigenen Willen zu entdecken und sich als eigenständige Persönlichkeit wahrzunehmen. Sie üben, Entscheidungen zu treffen, ihre Gefühle zu äußern und mit Regeln sowie Grenzen umzugehen. Auch wenn die Phase für Eltern oft anstrengend ist, legt sie den Grundstein für wichtige Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und emotionale Reife. Indem Kinder in der Trotzphase erfahren, dass ihre Meinung zählt und ihre Gefühle ernst genommen werden, entwickeln sie Vertrauen in sich selbst – eine wichtige Basis für ihr weiteres Leben.

Wie gehe ich als Mutter oder Vater damit um?

Als Mutter oder Vater ist es besonders wichtig, in Trotzsituationen ruhig und gelassen zu bleiben – auch wenn dein Kind tobt, schreit oder sich auf den Boden wirft. Kinder brauchen in solchen Momenten keine Strafe, sondern Halt und Orientierung. Versuche, die Gefühle deines Kindes ernst zu nehmen und ihnen Worte zu geben, zum Beispiel: „Ich sehe, dass du gerade sehr wütend bist.“ Klare, liebevolle Grenzen helfen dabei, Sicherheit zu vermitteln. Gleichzeitig ist es hilfreich, deinem Kind kleine Entscheidungsmöglichkeiten zu geben, etwa bei der Wahl der Kleidung oder beim Essen. Nach einem Wutanfall kann Nähe und Trost dabei helfen, sich wieder zu beruhigen. Wichtig ist auch, konsequent und verlässlich zu bleiben – aber immer mit Empathie und Geduld.

Dos und Don’ts in der Trotzphase

Dos:

  • Bleib gelassen und zugewandt
  • Gib deinem Kind Mitbestimmung
  • Biete Strukturen und Rituale
  • Sprich über Gefühle
  • Lobe positive Verhaltensweisen

Don’ts:

  • Strafen
  • Bloßstellen („Jetzt stell dich nicht so an!“)
  • Drohen oder emotionales Erpressen
  • Nachgeben, um Konflikte zu vermeiden
  • Ignorieren der Gefühle deines Kindes

Wie kann man Trotzanfällen vorbeugen?

Trotzanfälle lassen sich zwar nicht vollständig vermeiden, aber durch einfühlsames Verhalten und gute Vorbereitung oft abmildern. Achte darauf, dass dein Kind ausreichend schläft, regelmäßig isst und nicht überfordert ist – denn Hunger, Müdigkeit und Reizüberflutung sind häufige Auslöser. Auch klare Strukturen und Rituale im Alltag geben Kindern Sicherheit. Hilfreich ist es außerdem, Übergänge sanft anzukündigen, zum Beispiel: „In fünf Minuten räumen wir die Bausteine weg.“ Indem du deinem Kind kleine Wahlmöglichkeiten gibst, förderst du sein Gefühl von Selbstbestimmung. Und wenn dein Kind lernt, Gefühle zu benennen und auszudrücken, kann es Frust mit der Zeit besser verarbeiten.

Wann wird Trotz zum Problem?

Trotz ist in der Regel ein ganz normaler Teil der kindlichen Entwicklung – auch wenn er Eltern manchmal an ihre Grenzen bringt. Doch in manchen Fällen kann es sein, dass das Verhalten deines Kindes dich besonders stark belastet oder dir Sorgen bereitet. Wenn Wutausbrüche sehr häufig, besonders heftig oder langanhaltend sind, dein Kind andere Menschen oder Tiere absichtlich verletzt oder kaum in der Lage ist, soziale Kontakte zu knüpfen, kann es sinnvoll sein, genauer hinzuschauen. Auch wenn du selbst das Gefühl hast, ständig überfordert zu sein oder nicht mehr weiterzuwissen, ist das ein wichtiger Hinweis: Du musst das nicht allein schaffen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen – im Gegenteil. Eine Familienberatungsstelle, deine Kinderärztin oder ein Gespräch mit Fachpersonen kann dir neue Perspektiven eröffnen und dich darin bestärken, deinen Weg mit deinem Kind liebevoll und gestärkt weiterzugehen.

Tipp: Es gibt auch Online-Beratungsstellen wie beispielsweise die Familienberatung der Caritas. Dort kannst du dir kostenfrei und anonym hilfreiche Tipps einholen.

Fazit: Trotz ist kein „schlechtes Benehmen“

Die Trotzphase kann für Familien sehr anstrengend sein – aber sie ist auch eine Zeit voller Lernchancen und Entwicklungsschritte. Wenn Eltern mit Geduld, Verständnis und klarer Führung reagieren, gehen Kinder gestärkt daraus hervor. Und: Du bist nicht allein. Jede Familie erlebt diese Phase. Und sie geht vorbei – versprochen.

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