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Schwangerschaftsabbruch in Bayern: Weite Wege und wenig Hilfe

Für viele Frauen in Bayern ist ein Schwangerschaftsabbruch mit erheblichen Hürden verbunden. Lange Wege, wenige Anlaufstellen und ein Mangel an medizinischem Angebot machen die Situation besonders belastend. Eine aktuelle Studie zeigt: Der Freistaat steht bei der Versorgung mit Abtreibungseinrichtungen bundesweit am schlechtesten da.

Weite Wege: Fast 20 Prozent der Patientinnen sind betroffen

Fast jede fünfte Frau in Bayern lebt in einer Region, in der sie mehr als 40 Minuten mit dem Auto zur nächsten Einrichtung für einen Schwangerschaftsabbruch fahren muss. Damit belegt Bayern im bundesweiten Vergleich den letzten Platz in Sachen Erreichbarkeit. Das zeigt die ELSA-Studie, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums von mehreren Hochschulen durchgeführt wurde.

Gerade in ländlichen Regionen wie Oberfranken, Niederbayern oder der Oberpfalz ist das Angebot besonders dünn. In Oberfranken existiert sogar nur eine einzige Einrichtung, in der Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden können. Zum Vergleich: In Oberbayern gibt es 46 solcher Anlaufstellen.

Überlastete Einrichtungen: Eine hohe Zahl an Patientinnen

Hinzu kommt: Nirgendwo sonst in Deutschland müssen sich so viele Frauen im gebärfähigen Alter (15 bis 49 Jahre) eine Einrichtung teilen wie in Bayern. „Bayern ist nach wie vor eines der am schlechtesten versorgten Länder“, erklärt Prof. Daphne Hahn von der Hochschule Fulda. Ein Zustand, der nicht nur Wege verlängert, sondern auch zu längeren Wartezeiten und einer psychisch belastenden Unsicherheit führen kann.

Im Jahr 2024 wurden laut dem Statistischen Bundesamt rund 12.000 Schwangerschaftsabbrüche in Bayern verzeichnet – bei gerade einmal 87 Einrichtungen im gesamten Bundesland.

Lesetipp: Bin ich schwanger? Frühe Schwangerschaftsanzeichen erkennen und richtig testen

Haltung des bayerischen Gesundheitsministeriums

Das Bayerische Gesundheitsministerium sieht trotz der kritischen Zahlen keinen Handlungsbedarf. In einer Stellungnahme heißt es: „Entscheidend für die Frage, ob ein Angebot ausreichend ist, ist nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18.05.1993, wenn ärztliche Hilfe zum Abbruch der Schwangerschaft in einer Entfernung bereitsteht, die von der Frau nicht die Abwesenheit über einen Tag hinaus verlangt.“ Laut Ministerium sei dies in Bayern gegeben.

Dass in einem großen Flächenstaat längere Wege für einen Schwangerschaftsabbruch anfallen, sei naturgegeben, so ein Sprecher. Kritische Stimmen wie die von Expertin Hahn entgegnen jedoch, dass andere große Bundesländer wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen erfolgreich Strategien entwickelt hätten, um auch ländliche Regionen besser zu versorgen.

Politischer Wille als entscheidender Faktor

„Es fehlt an politischem Willen“, betont Hahn. Andere Bundesländer hätten aktiv Maßnahmen ergriffen, um die Versorgung zu verbessern, etwa durch gezielte Förderprogramme oder eine bessere Unterstützung für Ärzte.

Tatsächlich stoßen Initiativen oft an gesetzliche Grenzen: Ärzte können nicht verpflichtet werden, Schwangerschaftsabbrüche anzubieten. Doch durch gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote sowie ein unterstützendes Umfeld könnten deutlich mehr Mediziner für diese wichtige Aufgabe gewonnen werden.

Ein weiteres Problem: Viele der Ärzte, die einen Schwangerschaftsabbruch anbieten, erreichen derzeit das Rentenalter. Nachwuchs fehlt – nicht zuletzt aufgrund mangelnder Ausbildungsangebote und gesellschaftlicher Anfeindungen.

Rechtliche Lage: Der schwierige Weg zur Reform

Nach §218 des Strafgesetzbuchs bleibt ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig – wird aber unter bestimmten Voraussetzungen straffrei gestellt: etwa, wenn er innerhalb der ersten zwölf Wochen erfolgt und die Frau zuvor eine verpflichtende Beratung wahrgenommen hat.

Pläne zur vollständigen Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen innerhalb der ersten zwölf Wochen sind zuletzt gescheitert. Im Februar 2025 blockierten Union und FDP einen entsprechenden Gesetzentwurf.

Ein sensibles Thema, das Unterstützung braucht

Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die jede Frau unter oft schweren emotionalen Bedingungen trifft. Lange Wege, unsichere Versorgung und gesellschaftlicher Druck machen diese ohnehin belastende Situation noch schwieriger.

Gerade deshalb ist es so wichtig, auf eine flächendeckende, niedrigschwellige Versorgung hinzuarbeiten – und Frauen in dieser Situation mit Respekt, Verständnis und guten Angeboten zur Seite zu stehen.

Tipp: Du bist schwanger und brauchst Hilfe? Die Beraterinnen vom Hilfetelefon “Schwangere in Not” hören dir zu, vermitteln passende Hilfsangebote und Kontakt zu Beratungsstellen. Ein Anruf unter 0800 40 40 020 ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr möglich.

Quelle: BR.de

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