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Alternative Geburtspositionen: Vier Haltungen, die Frauen in der Geburt stärken

Eine Frau gebärt in der Rückenlage!?! So ist das zumindest in den Köpfen vieler Menschen verankert. Doch medizinisch gesehen ist die Rückenlage weder effizient noch besonders angenehm. Deswegen raten immer mehr Geburtshelferinnen und Hebammen zu alternativen Geburtspositionen oder gar zu Bewegung während der Geburt, um die Position zu wählen, die sich richtig anfühlt.

Denn: Wer sich selbstbestimmt bewegen darf, erlebt nicht nur weniger Schmerzen, sondern oft auch einen reibungsloseren Geburtsverlauf. Wir stellen vier Geburtspositionen vor, die nicht nur körperlich entlasten, sondern vielen Frauen das Gefühl geben, in ihrer Kraft zu sein.

Vierfüßlerstand

Die Knie auf einer Matte, der Oberkörper gestützt auf Händen oder Unterarmen – der Vierfüßlerstand gilt unter Hebammen als Allround-Talent. Besonders hilfreich ist er, wenn das Baby in einer sogenannten „hinteren Hinterhauptslage“ liegt, also mit dem Rücken zur Wirbelsäule der Mutter. Durch die freie Beweglichkeit des Beckens kann sich das Baby besser drehen.

Auch für die Gebärende bietet diese Haltung deutliche Vorteile: Der Druck auf den Rücken wird reduziert, die Dammregion entlastet, der Beckenboden geschont. Viele Frauen empfinden den Vierfüßlerstand als angenehm stabil – nicht zuletzt, weil sie den Oberkörper zum Beispiel auf einen Pezziball, einen Stuhl oder das Bett ablegen können.

Hocke

In der tiefen Hocke zu gebären, klingt für viele zunächst ungewohnt. Doch diese Haltung gehört weltweit zu den ältesten Gebärpositionen – und das nicht ohne Grund. Sie nutzt die Schwerkraft optimal, öffnet das Becken deutlich weiter als die Rückenlage und fördert einen aktiven Pressdrang.

Allerdings ist die Hocke auch anstrengend. Wer nicht regelmäßig kniebeugt, braucht in der Endphase der Geburt Unterstützung – etwa durch einen Partner, eine Halterung an der Wand oder einen Gebärhocker. Richtig eingesetzt, kann die Hocke den Geburtsverlauf aber deutlich beschleunigen.

Sitzend

Ob auf einem Hocker, einem Bett oder einer festen Unterlage – die sitzende Position ist eine gute Option für alle, die sich während der Wehen aufrichten wollen, ohne zu viel Energie aufzuwenden. Der Oberkörper bleibt frei beweglich, das Becken ist geöffnet, das Baby kann besser in den Geburtskanal rutschen.

Ein großer Vorteil: Die Frau bleibt in Kontrolle, kann den Druck im Becken spüren, mitarbeiten – und gleichzeitig Unterstützung in Anspruch nehmen. Besonders geeignet istdiese Haltung auch bei langen Geburten, wenn sich aktives Tun mit Phasen der Entspannung abwechseln soll.

Seitenlage

Wer während der Geburt eine Periduralanästhesie (PDA) erhält oder einfach eine ruhige, entlastende Position sucht, findet in der Seitenlage eine verlässliche Option. Ein Bein liegt angewinkelt auf einem Kissen, das Becken ist leicht geöffnet, die Atmung fließt ruhig.

Medizinisch ist diese Position ebenfalls von Vorteil: Der Druck auf den Beckenboden ist geringer, die Sauerstoffversorgung bleibt stabil, und bei Bedarf lässt sich die Seitenlage leicht verändern. Sie eignet sich besonders für Situationen, in denen der Geburtsverlauf verlangsamt oder gezielter gesteuert werden soll.

Und was ist mit der Rückenlage?

Die klassische Rückenlage, also flach auf dem Rücken liegend, die Beine in Halterungen, ist nach wie vor in vielen Kreißsälen Standard. Nicht, weil sie besonders vorteilhaft für die Gebärende wäre, sondern weil sie dem geburtshilflichen Personal den besten Zugang bietet.

Aus medizinischer Sicht ist die Rückenlage allerdings umstritten. Sie nutzt die Schwerkraft nicht, sie schränkt die Beweglichkeit des Beckens ein  und sie kann den Druck auf große Blutgefäße im Bauchraum erhöhen. Das wiederum kann die Sauerstoffversorgung des Babys beeinträchtigen. Zudem ist der Damm in dieser Position stärker gefährdet: Da das Baby gegen den Widerstand des Steißbeins und ohne unterstützenden Effekt der Schwerkraft geboren wird, steigt das Risiko für Geburtsverletzungen. Studien zeigen: In aufrechter Haltung ist die Wahrscheinlichkeit für Dammrisse oder einen Dammschnitt tendenziell geringer.

Das heißt nicht, dass die Rückenlage grundsätzlich falsch ist. Es gibt Situationen, in denen sie sinnvoll oder notwendig sein kann, etwa bei bestimmten medizinischen Eingriffen oder wenn die Gebärende sie ausdrücklich als angenehm empfindet. Aber sie sollte eine Option unter vielen sein, nicht die Voreinstellung.

Bewegung hilft – Vertrauen trägt

Nicht jede Frau kann oder will während der Geburt viel wechseln und nicht jede Position passt zu jedem Verlauf. Doch wer die Möglichkeit hat, sich zu bewegen und auf die Signale des Körpers zu hören, hat oft ein besseres Geburtserlebnis. Viele Kliniken, Geburtshäuser und Hausgeburts-Teams sind heute darauf eingestellt, individuelle Wünsche zu unterstützen. Gebärhocker, Matten, Seile, Pezzibälle – vieles steht bereit, wenn es gebraucht wird.

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