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Baby pucken – sinnvoll oder riskant?

Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt sehnen sich viele Babys nach der vertrauten Geborgenheit aus dem Mutterleib. Sie reagieren sensibel auf Reize, schrecken leicht auf und finden nur schwer in den Schlaf. Kein Wunder also, dass Eltern oft nach Möglichkeiten suchen, ihrem Baby Sicherheit und Ruhe zu schenken. Eine Methode, die dabei immer wieder genannt wird, ist das sogenannte Pucken – das enge Einwickeln des Babys in ein Tuch. Doch wie sinnvoll ist das wirklich? Und worauf sollte man achten, wenn man sein Baby pucken möchte?

Was bedeutet „Pucken“?

Pucken ist eine alte Methode, bei der Babys eng in ein Tuch oder eine spezielle Puckdecke gewickelt werden. Dabei sind die Arme meist gestreckt am Körper fixiert, während die Beine je nach Technik mehr oder weniger Bewegungsfreiheit haben. Ziel ist es, das Baby in eine Haltung zu bringen, die an die Enge im Mutterleib erinnert – das soll beruhigend wirken und das Einschlafen erleichtern.

Was soll Pucken bewirken?

Viele Eltern berichten, dass ihr Baby durch das Pucken ruhiger wird, besser schläft und weniger durch unkontrollierte Zuckungen (den sogenannten Moro-Reflex) aufwacht. Studien deuten darauf hin, dass Pucken:

  • das Ein- und Durchschlafen verbessern kann,
  • exzessives Schreien verringert,
  • das Sicherheitsgefühl des Babys stärkt.

Gerade bei unruhigen Säuglingen greifen manche Eltern gern zu dieser Methode.

Warum wird Pucken nicht (mehr) empfohlen?

Obwohl Pucken ein paar Vorteile verspricht, warnen Kinderärzte, Hebammen und Fachgesellschaften zunehmend vor Risiken:

  • Überhitzung: Durch das enge Einwickeln kann sich das Baby schnell überhitzen – ein bekannter Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod (SIDS).
  • Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Das Baby kann sich nicht mehr selbst aus gefährlichen Positionen befreien, z. B. wenn es sich in Bauchlage dreht.
  • Fehlentwicklungen: Vor allem die Hüften brauchen in den ersten Lebensmonaten viel Bewegungsfreiheit. Zu strammes Pucken kann Hüftdysplasien begünstigen oder verschlimmern.
  • Gefahr der falschen Anwendung: Wird das Pucken nicht korrekt durchgeführt, kann es mehr Schaden als Nutzen bringen.

Aus diesen Gründen raten Experten heute von der generellen Anwendung des Puckens ab – besonders über einen längeren Zeitraum.

Du möchtest dein Baby trotzdem pucken? Darauf solltest du achten:

Wenn du dein Baby pucken möchtest, informiere dich gut und gehe achtsam vor. Hier ein paar wichtige Tipps:

  1. Nur auf dem Rücken pucken: Dein Baby sollte ausschließlich in Rückenlage schlafen – niemals auf der Seite oder dem Bauch gepuckt.
  2. Nicht zu warm anziehen: Verwende leichte Kleidung unter dem Pucktuch und achte auf eine angenehme Raumtemperatur (ca. 18 °C).
  3. Hüfte hat Vorrang: Achte auf eine Pucktechnik, die die Beine nicht streckt. Sie sollten genug Platz haben, in Froschhaltung zu bleiben.
  4. Nur zum Schlafen pucken: Tagsüber, wenn dein Baby wach ist, sollte es sich frei bewegen dürfen.
  5. Nur in den ersten Lebenswochen: Spätestens ab dem 3. Lebensmonat – oder sobald sich dein Baby selbst auf die Seite oder den Bauch drehen kann – solltest du das Pucken beenden.
  6. Pucktücher gezielt verwenden: Es gibt spezielle, atmungsaktive Puckhilfen mit Klett- oder Reißverschluss, die sicherer sind als improvisierte Tücher.

Wann darf man auf keinen Fall pucken?

So beruhigend das Pucken auch wirken kann – in bestimmten Situationen ist es nicht nur ungeeignet, sondern sogar gefährlich. In diesen Fällen solltest du unbedingt auf das Pucken verzichten:

  • Wenn dein Baby krank ist: Bei Fieber, Atemwegserkrankungen, anderen Infekten oder direkt nach einer Impfung kann Pucken das Unwohlsein verstärken und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Bei großer Hitze: An sehr warmen Tagen oder in überhitzten Räumen droht ein gefährlicher Wärmestau. Babys können ihre Körpertemperatur noch nicht gut regulieren – Überhitzung ist ein Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod.
  • Bei Frühgeborenen oder sehr kleinen Babys: Frühchen und Neugeborene mit niedrigem Geburtsgewicht brauchen oft besondere medizinische Betreuung und dürfen nicht ohne Rücksprache gepuckt werden.
  • Bei Hüftdysplasie oder Hüftinstabilität: Enges Wickeln der Beine kann die Entwicklung der Hüftgelenke stören oder bestehende Probleme verschlimmern.
  • Bei Spucken oder Reflux: Wenn dein Baby häufig spuckt, kann es sich durch das Pucken in Rückenlage leichter verschlucken oder Erbrochenes einatmen.
  • Bei Hautproblemen: Babys mit Ekzemen, starkem Juckreiz oder anderen Hautreizungen sollten nicht gepuckt werden – das Tuch kann Beschwerden verschlimmern.
  • Bei Asymmetrien und Vorzugshaltungen: Liegt dein Baby oft schief oder bevorzugt eine Seite, kann Pucken die Bewegungsfreiheit weiter einschränken und die Entwicklung beeinträchtigen.
  • In unsicherer Umgebung: Pucken sollte nie angewendet werden, wenn dein Baby auf einer weichen Matratze, im Elternbett oder auf dem Sofa schläft. Auch lockere Decken oder Kissen in der Nähe sind gefährlich.
  • Wenn dein Baby unbeaufsichtigt ist: Gepuckte Babys müssen regelmäßig kontrolliert werden. Pucken beim Tagschlaf ohne Aufsicht oder in der Nacht ohne Babyphone erhöht das Risiko für gefährliche Situationen.
  • Sobald sich dein Baby selbst drehen kann: Das ist ein klarer Zeitpunkt, um mit dem Pucken aufzuhören. In Bauchlage kann ein gepucktes Baby seinen Kopf nicht ausreichend heben – Erstickungsgefahr!
  • Zum Dauerschlafen ungeeignet: Pucken kann beim Einschlafen helfen, sollte aber nicht dauerhaft oder stundenlang ohne Unterbrechung angewendet werden – insbesondere nicht nachts ohne Kontrolle.

💡 Tipp: Sprich immer mit deiner Hebamme oder Kinderärztin, wenn du unsicher bist, ob das Pucken in deiner Situation infrage kommt.

Wie lange darf man ein Baby pucken?

Pucken ist nur für einen begrenzten Zeitraum sinnvoll – nämlich in den ersten Lebenswochen. Spätestens ab dem dritten Monat oder sobald sich dein Baby selbstständig auf die Seite oder den Bauch drehen kann, solltest du das Pucken beenden. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Gefahr, dass sich das Baby in eine gefährliche Schlafposition bringt, aus der es sich nicht mehr befreien kann. Auch für die motorische Entwicklung und Hüftreifung ist es wichtig, dass dein Baby sich bald frei bewegen kann. Ein sanftes „Abgewöhnen“ des Puckens – zum Beispiel erst mit einem Arm frei – kann dabei helfen, den Übergang zu erleichtern.

Fazit: Deine Entscheidung zählt

Ob du dein Baby pucken möchtest, liegt ganz bei dir. Es gibt Argumente dafür – und gute Gründe, vorsichtig zu sein. Wichtig ist: Informiere dich umfassend, beobachte dein Baby genau und tausche dich mit Fachleuten aus. Pucken ist kein Muss – und viele Babys schlafen auch ganz ohne Tuch wunderbar.

💡 Vertraue auf dein Bauchgefühl und hole dir Hilfe, wenn du unsicher bist. Jede Familie ist anders – und das ist gut so.

Lesetipp: Flaschenernährung mit Herz: Nähe, Geborgenheit und Vertrauen schenken

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